Ich wollte schon ewig einmal ausprobieren, Eicheln zu essen, wo wie das meine Urgroßeltern-Generation noch gemacht hat. Anlass war, dass ich für meine Oma durch den Garten spaziert bin, um Eicheln zur Herbstdekoration zu sammeln… da dachte mir, jetzt mach ich’s endlich, zumal unsere Eichen heuer extrem viel tragen. Denen dürfte der nasse Sommer gefallen haben.
Eicheln kann man nicht einfach wie Maroni zubereiten, weil sie viel mehr Tannine (der Stoff, der auch Rotwein bitter macht) enthalten. Rohe Eicheln sind in unserem Klima außerdem schwach giftig (in wärmeren Breitengraden wachsen Eichenarten, deren Früchte sehr süß sind und die roh verträglich sind). Bei uns muss man sie – sagte zumindest das Internet – nach dem Schälen drei Tage wässern und täglich das Wasser wechseln. Bei mir hat das Einwässern eine ganze Woche in Anspruch genommen, weil ich erst am Wochenende wieder Zeit hatte.
Eicheln sind übrigens ganz und gar nicht Low Carb, sie enthalten viele Kohlenhydrate in Form von Stärke und Zucker (ca. 40%), Öl (15%) und Proteine (5%). Ihre Kohlenhydrate sind allerdings mehrkettig, was bedeutet, dass sie sehr gesund und nahrhaft sind. Die enthaltenen Ballaststoffe sind gut für die Verdauung und sättigen lange. Die komplexen Kohlenhydrate müssen bei der Verdauung erst aufgespalten werden, bevor sie langsam und gleichmäßig ins Blut übergehen können. Sie haben also auch keine extremen Insulinspitzen zur Folge.
Ach ja, wie ich bei Lisa von Experiment Selbstversorgung gelesen habe, kann das Schälen von Eicheln sehr kompliziert sein, wenn man die falsche Eichelsorte erwischt (die kurzen scheinen mehr Probleme zu verursachen als die langen; allerdings sind die Früchte aller Eichenarten essbar). Die Tipps in den Blog-Kommentaren haben mich dazu veranlasst, erst mal eine „Probeeichel“ aufzusammeln – und siehe da: Meine Eicheln gingen wesentlich einfacher! Ich musste sie weder rösten noch einwässern oder mit dem Hammer bearbeiten; ein sauberer Schnitt mit dem Messer hat gereicht, und ich konnte mit dem Messerchen problemlos die Schale abziehen. Zeitintensiv war die Sache natürlich trotzdem, aber an einem schönen, goldenen Herbsttag auf der Terrasse sitzend und plaudernd… da kann man ganz viele Eicheln schälen. 🙂
Ich habe übrigens eine große Menge gesammelt und vorbereitet, weil man die Masse problemlos einfrieren kann!
Orientiert hab ich mich dann grob an einem Rezept von Homegrown&Healthy. Dort gibt es aus der restlichen Eichelmasse übrigens am nächsten Tag Spaghetti mit Eichelbällchen.
Noch ein Tipp für meine veganen Leser: Die Masse haftet aufgrund der vielen Stärke ausgesprochen gut. Ich vermute, man braucht nicht mal unbedingt Eier. Probiert es doch mal aus und berichtet mir! 🙂
Vorbereitung:
Eicheln sammeln und schälen. Am besten funktioniert das mit den ganz reifen Eicheln, deren Schalen bereits ein wenig gewellt sind (s. Foto). Die Häutchen möglichst sorgfältig entfernen, aber ein paar Reste sind auch nicht weiter dramatisch.
Ich hab etwas mehr als 1kg gesammelt und hatte am Ende 400g geschälte Eicheln (weil man auch immer wieder mal wurmige dabei hat, die man natürlich entsorgen muss).
Mit Wasser bedecken und jeden Tag das Wasser wechseln. Dass die verbliebenen Häutchen nachdunkeln, ist völlig normal.
Ich hab mir eine Woche Zeit gelassen – das funktioniert. Ihr könnt es ja auch kürzer probieren, ich übernehme aber keine Garantie für bittere Burger. 😉
Zubereitung:
Die Eicheln mit frischem Wasser bedecken und 10min kochen. Wasser wechseln, 10min kochen. Wasser wechseln, 10min kochen. Wasser wechseln, 10min kochen. (Also insgesamt 40min kochen).
Das Wasser verändert seinen Braunton mit jedem Mal kochen, weil immer mehr Bitterstoffe ausgeschwemmt werden.
Wenn die Eicheln gekocht und vergleichsweise weich sind, diese am besten mit dem Stabmixer pürieren. Ich denke, wenn man sie noch etwas länger kocht, müsste auch ein Erdäpfelstampfer ausreichen.
Für die Eichel-Patties (ergibt mindestens 10 Burger, eher mehr, Masse lässt sich einfrieren):
- 400g ungeschälte Eicheln, gewässert, gekocht und püriert
- 2 Knoblauchzehen
- 2 Zwiebeln
- 1 Stange Sellerie (oder entsprechend viel Selleriegrün)
- 1 Frühlingszwiebel
- 50g Haferflocken
- 1 geh. EL Erythrit
- 3 Eier (davon 1 Eiklar aufheben für die Wedges)
- 6 EL Sojasauce
- 4 EL Senf
- 4 EL Tomatenmark aus der Tube
- Saft v. 1/2 Zitrone
- 1 TL Bio-Instant-Gemüsesuppe
- 1 TL Kurkuma
- Salz, Pfeffer, Erdnussöl
Für die Zwiebelringe:
- Zwiebelringe aus den oben angegebenen Zwiebeln geschnitten
- 1 geh. EL Kokosmehl (oder anderes Mehl)
- Erdnussöl
Für die Wedges:
- so viele Erdäpfel, wie gewünscht
- 1 Eiklar (von obigen 3 Eiern abgenommen)
- Salz, Pfeffer, Gewürze nach Belieben
Außerdem:
- Essiggurkerl
- Senf
- Ketchup
- Salatblätter
- etwas geriebener Cheddar
- Burger-Buns (es folgt unten noch ein Rezept für Low Carb-Buns, natürlich gehen aber auch alle anderen)
Für die Wedges frische oder junge Erdäpfel mit Schale verwenden, alle anderen schälen. Achteln, gut würzen und in Eiklar wenden. 25-30min ins vorgeheizte Backrohr legen, ggf. einmal umdrehen.
Einige Zwiebelringe aus der dicken Mitte der Zwiebeln abschneiden und zur Seite stellen. Die restlichen Zwiebeln und die Knoblauchzehen möglichst fein hacken.
Zwiebelringe in Mehl wenden und in Öl ausbacken. Zur Seite legen.
Sellerie und Frühlingszwiebel klein schneiden und gemeinsam mit Zwiebel und Knoblauch anbraten. Haferflocken und einen Schuss Wasser zugeben, Eichelmasse und Eier dazu, alles gut vermischen und sehr großzügig abschmecken.
Eher flache Bratlinge formen und in reichlich Erdnussöl ausbacken.
Buns aufschneiden, die Hälften je mit Senf und Ketchup bestreichen. Dann mit Zwiebelringen, Salat, Eichelpatty, Cheddar und Gurkerl belegen. Mit den Wedges servieren.
Low Carb-Burger Buns, nicht No-Carb Buns!
Da die Eichelpatties sowie die Wedges schon reichlich Kohlenhydrate hatten, dachten wir, wie machen uns kohlenhydratreduzierte Buns dazu. Diese sind leicht süßlich und sehr gut, aber natürlich nicht ganz so fluffig wie normale.
Für 8 Mini-Buns (können eingefroren werden):
- 200ml Buttermilch (2 EL zurückbehalten zum Bestreichen)
- 1/2 Würfel Germ=Hefe
- 1 TL Zucker (braucht die Germ zum aufgehen)
- 1 TL Birkenzucker
- 40g Butter
- 50g Dinkelvollkornmehl
- 50g Weizenmehl
- 30g geschrotete Goldleinsamen
- 100g entöltes Mandelmehl
- 100g Kokosmehl
- 2 TL Salz
- 1 TL Weinstein-Backpulver
- 2 Eier (verquirlen und etwa 1/2 Ei zurückbehalten zum Bestreichen)
- Sesam zum Bestreuen
Buttermilch mit Zucker lauwarm erwärmen, Germ und 1 EL Mehl einrühren und 10min stehen lassen.
Butter schmelzen und einrühren.
Alle Zutaten (bis auf ca. 1/2 verquirltes Ei) vermischen und lange kneten.
Spülbecken mit heißem Wasser füllen.
Teig in eine Schüssel geben und diese ins heiße Wasser stellen. Mit einem Teller beschweren, damit sie am Boden bleibt. Achtung, es darf natürlich kein Wasser einlaufen. Mindestens 60min gehen lassen.
Backrohr auf 30°C vorheizen.
Teig nun möglichst nicht mehr kneten, sondern in 8 Stücke teilen und vorsichtig zu acht runden, flachen Buns schleifen. Auf ein Backblech setzen, ins lauwarme Backrohr setzen und nochmal 30min gehen lassen.
Backrohr auf 175°C Heißluft aufheizen.
1/2 Ei mit Buttermilch verrühren und die Broterl damit bestreichen. Mit Sesam bestreuen. 25-30min backen.