Liebe alle,
heute gibt es mal ein Posting der anderen Art: einen Bestandsbericht über unsere Wildblumenwiese! Er soll jenen Mut machen, die das auch probieren wollen und die sich wir wir Sorgen machen, ob das denn noch jemals etwas wird… 🙂
Als wir im Mai 2014 frisch in unser Haus eingezogen sind, sah die Angelegenheit noch so aus:
Zugegeben, die Lärchenterrasse war da noch strahlend schön und neu (aber ich mag die abgewetterte Lärchenoptik eigentlich mehr). Alles andere: relativ bescheiden. Keine Terrassenmöbel. Keine Terrassenplatten. Und, am schlimmsten: keine Blumen, nur Wiese-Wiese-Wiese. Und wir reden hier nicht von sanftem Zierrasen! Das war eine ECHTE Wiese. Dickes, stabiles Gras mit meterlangen Wurzeln! Außerdem so starke Pflanzen wie Minze, Spitzwegerich, Brennnesseln, Brombeeren, Ackerschachtelhalm und Sauerampfer (die ja grundsätzlich auch recht hübsch blühen, aber nebenbei alles andere verdrängen).
Mein großartiger Schwager K. hat uns dann im Sommer 2014 geholfen (oder besser gesagt: meinem Mann, denn ich war beruflich im Ausland) sämtliches Gras auszugraben. Das muss eine Knochenarbeit gewesen sein: Beschattung gab es ja auch noch nicht!
Diese Maßnahme war nötig, damit die Samen in die nackte Erde gestreut werden konnten und anfangs nicht mit den (viel stärkeren) Gräsern konkurrieren mussten.
Schnell wurde klar: Wir haben verabsäumt, im Zuge der Erdarbeiten beim Hausbau diesen Teil des Gartens mit Sand vermischen zu lassen. Das wäre nicht schwer gewesen, immerhin wurden sowieso aufgrund der Hanglage ganze Wagenladungen mit Humus angekarrt. Aber wir haben nicht daran gedacht und jetzt war es eben zu spät.
Warum Sand? Weil wir hier richtig argen Lehmboden haben. Weiter unten wird es sogar Ton. Noch weiter unten BLAUER, ÜBEL RIECHENDER Ton! Also keine optimalen Voraussetzungen für eine Blumenwiese. Blumenwiesen, wie man sie noch aus Kindheitstagen kennt (und wie sie leider aufgrund der starken Bemähung und Düngung mittlerweile fast komplett verschwunden sind) gedeihen nämlich am besten als Magerwiesen, sprich auf möglichst ausgemagerten Böden. Unser Lehm-Ton-Gatsch ist hingegen nicht nur reichhaltig und nährstoffreich, sondern auch noch nass. Suboptimal.
Dann kam auch noch ein komischer Gartengestalter aus dem Ort vorbei, der uns einreden wollte, unseren Garten anzulegen. Der hat mich so dermaßen genervt!! Wollte überall Thujen und insektentote Zucht-Pflanzen wie Geranien hingeben. Außerdem sprach er, als wir ihm von der Wildblumenwiese erzählt haben, ständig davon „den ganzen Dreck“ wegzugeben und mit großen Maschinen komplett neu anzulegen, sprich alle Erde, Lehm, Wiesenpflanzen, alles. Sonste werde eine Blumenwiese garantiert nichts, sagte er.
Ich war mir aber sicher: Es geht auch langsamer, sanfter und naturnaher. Das erste Zauberwort dafür heißt: Blumensamen für die Fettwiese! Das zweite: Langsames, natürliches Abmagern!
Auf Fettwiesen gedeihen auch so einige Blumen, man sollte sich die Mischung aber am besten vom Profi zusammenstellen lassen und nicht die 0815-Mischungen kaufen. Diese beinhalten zum einen sehr viele einjährige Blumen und zum zweiten sind sie auf Magerwiesen ausgelegt.
Wir haben unsere erste Mischung von Frau DI Karin Böhmer, von Voitsauer Wildblumensamen. Ich habe Frau Böhmer unseren Boden ausführlich beschrieben (auch, welche Pflanzen da vorher in Massen waren) und sie hat mir ein Paket von durchmischten Samen für über 40 Blumensorten geschickt, die im Lehm gedeihen. Sie hat uns auch zur Geduld gemahnt: Einige wenige der Pflanzen waren einjährig und wuchsen nur im ersten Jahr; diese dienten vor allem der „Beruhigung“, damit man sicher sein kann, dass da auch wirklich etwas blühen wird. Die meisten anderen kamen bzw. werden erst ab dem zweiten und dritten Jahr aufgehen, dafür jahrzehntelang an Ort und Stelle bleiben.
Wildblumen und -kräuter für die Fettwiese sind z.B.: Hornklee, Kornrade, Wiesenklee, Wilde Karotte, Klappertopf, Hahnenfuß, Wilde Weiße Wicke, Rote Lichtnelke, Löwenzahn, Kuckslichtnelke, Lila und Gelbe Diesteln, Storchschnabel, Kartäusernelke, Günsel, Hauhechel. Alle diese Blumen hatten wir im ersten Jahr in homöopathischen Spuren in unserer Wiese!
Ehrlich, ich wusste, dass ich zu ungeduldig war, aber die Kommentare von Verwandten und Nachbarn (die Vorsichtigen fragten „Was wird denn das?“, die weniger Sensiblen „Was ist denn das für a Gstätten?“) trugen auch nicht unbedingt dazu bei, unsere Gemüter zu beruhigen.
Wir haben also einfach die Ratschläge weiter befolgt: Eine Fettwiese 2x pro Jahr mähen (mit der Sense) und IN RUHE LASSEN! Maximal ein paar Schauferl Sand drüberstreuen, wenn man Zeit und Lust dazu hat.
Nun gut, im ersten Sommer sah die Sache erst mal so aus:
Ganz ehrlich, ich fand das ziemlich schick. Nicht was wir beabsichtigt hatten, aber doch irgendwie ungewöhnlich und wunderschön. Oder?
Sehr wichtig bei einer Fettwiese ist eine zweifache Mahd. Wir mähen mit der Sense einmal Mitte Juli und einmal Anfang Oktober – in Etappen (d.h. ggf. lassen wir ein paar Ecken stehen, wo noch ungeöffnete Knospen sind). Öfter darf man keinesfalls mähen, denn die Samen müssen ausreifen können! Eine Magerwiese sollte nur 1x/Jahr gemäht werden. Das abgemähte Kräutergras darf nicht liegen bleiben, denn das wäre wiederum Dünger, und den wollen wir ja nicht (Abmagern!). Wir belassen es zwei heiße Tage lang an Ort und Stelle (damit noch mehr Samen rausfallen) und mulchen dann mit dem duftigen Rest unter unseren Obstbäumen. Im Kompost wären die Samen ein wenig zu viel des Guten.
Im Herbst habe ich dann noch einmal tausende von Blumensamen via Amazon bestellt. Es gibt da einen britischen Anbieter, Nuts n‘ Cones, der eine riesige Auswahl hat. Ich hab mir zuvor die Finger wundgegoogelt und bestellt, bestellt, bestellt: Wildes Stiefmütterchen, Kleines Mädesüß, Weiße Lichtnelke, Knäuel-Glockenblume, Schlüsselblume, Schafgarbe, Betonie, Hopfenklee, Rundblättrige Glockenblume, Atlantisches Hasenglöckchen, Hundskamille, Flohkraut, Blutweiderich, Akelei, Teufelsabbiss, Blutauge.
Vielleicht wär das auch gar nicht nötig gewesen. Ich habe nämlich eben einen Vergleich angestellt mit dem, was unsere Wiese heuer bietet und dem, was ich bestellt habe: Die allermeisten Pflanzen stammten von der Spezialmischung von Frau Böhmer! Aber vielleicht gehen die Blumen von Nuts n‘ Cones dann erst nächstes Jahr auf.
Zusätzlich habe ich 400 (!) Blumenzwiebeln bestellt, die wir im Herbst in unsere Wiese eingesetzt haben, damit sie schon im Frühjahr in Blüte steht. Die Frühlingsknotenblumen, Schneeglöckchen, Narzissen und Märzenbecher werden glücklicherweise von den vielen Schermäusen gemieden. Die Tulpen, Hyazinthen, Kronen-Anemonen und Zierlauch habe ich hingegen alle einzeln in einen Knäuel Haare aus der (Menschen-)Haarbürste und/oder Katzen-Bürste eingewickelt, bevor ich sie eingesetzt habe. Das hilft ganz gut, denn es riecht nach „fremdem Tier“ und dann bleiben die Mäuse weg.
Das hat sich in jedem Fall ausgezahlt. Erstens ist es wunderschön und zweitens helfen die Blumenzwiebeln beim Abmagern!
Dies waren der diesjährige März (Anfang: Krokusse, Schneeglöckchen und Frühlingsknotenblumen, Ende: Märzenbecher und Narzissen) und April (Tulpen):
Heuer neu dazu gekommen sind wunderwunderschöne Moschus-Malven, Vogelwicken, Margeriten, Jungfern im Grünen, Schachbrettblumen. Alle oben genannten Pflanzen haben sich vervielfacht.
So sah die Wiese im zweiten Jahr, also im diesjährigen im Mai aus:
Und so jetzt, im zweiten Jahr Ende Juni/Anfang Juli:
(im Vordergrund eine schöne Taglilie)
Nachträgliche Ergänzung: Hier das Bild nach der ersten Mahd Ende Juli 2016:
Ist es nicht einfach toll zu sehen, wie sich eine solche Wildblumenwiese zunehmend verändert? Wir sind gespannt, wo uns dieser Weg noch hinführen wird!
Nächstes Jahr kommen vielleicht Glockenblumen, Teufelsabbisse und Acker-Stiefmütterchen dazu, die in meiner Bestellung waren. Und von unserer Nachbarin haben wir ausgeblühte (d.h. Samen ausgebildete) Vergissmeinnicht bekommen, die ich eingesetzt habe.
An eine ganz feuchten Stelle hab ich ausgegrabenen Wiesenknöterich gepflanzt (wir haben hier in der Nähe ein Moor und dort wachsen die zu zehntausenden – ich glaube, die Natur wird mir das Ausgraben verzeihen). Vielleicht treibt der wieder aus.
Ich habe außerdem vor, einige Ringelblumen im Töpfchen großzuziehen, und wenn sie kräftig genug sind, einfach die Pflanzen in die Wiese zu setzen. So hatten wir nur hier und dort eine schwache, kleine Ringelblume, die sich nicht wirklich durchsetzen konnte.
Wenn wir mal ein wenig magereren Boden geschafft haben, hoffe ich außerdem ganz stark auf mehr Kornblumen und Mohnblumen (einige wenige waren jetzt auch drin).
Ihr seht schon, die Überschrift habe ich nicht zufällig gewählt: Es ist und bleibt ein Abenteuer!
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